Nr. 17: Hornbeam - Die Spannkraftsblüte


Kraftformel:

Ich fühle mich frisch.

Ich habe Schwung.

Ich arbeite.

Kurze Charakteristik

Für Menschen, denen die An­forderungen ihres täglichen Le­bens oder bestimmte Aufgaben zu schwer erscheinen, obwohl sie im Prinzip leistungsfähig sind.

 

Einsatzbereich

Zur Basisbehandlung bei: Ver­sagensängsten, chronischen Überforderungsgefühlen, grund­lo­sem Pessimismus, Frus­trationen. Alle krank­haften Störungen, die mit dauernden Überforderungs­gefühlen einhergehen oder davon ausgelöst wurden. Im täglichen Leben bei: »Montagstief«, »Morgen­frust«, Arbeitsunlust, Schwäche­gefühl, Flucht in die Krank­heit.

 

Ursprung und Bild des Hornbeam-Syndroms

Anlage besteht in einem starken Leistungs- und Perfek­tions­bedürfnis bei gleichzeitigem Hang zu Vorsicht, Selbstkritik und Bescheidenheit.

 

Bei harmonischer Entwicklung entsteht daraus ein Mensch, der darauf eingestellt ist, gute Arbeit zu leisten oder große Leistungen zu erbringen, sich aber davor hütet, seine Fähig­keiten zu überschätzen. Er hat fast immer Erfolg, weil er sei­ne Kräfte richtig einteilt und nur solche Aufgaben in Angriff nimmt, die er auch bewältigen kann. Er neigt zu einem vor­sichtigen Understatement und plant bei allem, was er unter­nimmt, eine gewisse Reserve ein, die nicht nur Mißerfolge verhindert, sondern ihm vor allem ein Gefühl von Sicherheit gibt. Bei seinen Mitmenschen ist er beliebt, weil er in sich natürliche Bescheidenheit und sichere Besonnenheit mit einem gesunden Leistungswillen vereint. Man spürt, daß seine Vorsicht einer großen Sensibilität und dem Bestreben, einwandfreie Arbeit zu leisten, entspringt. Seine selbstkriti­sche Haltung artet nie in ein »fishing for compliments« aus, sondern beweist empfindsame Einsicht in die Unberechen­barkeit des Lebens. So geht er seinen Weg sicher, aber um­sichtig, selbstkritisch, aber mit gutem Augenmaß, be­schei­den, aber in sich selbst ruhend.

 

Unter ungünstigen Umständen kann diese Kombination von natürlicher Bescheidenheit und großem Erfolgs-willen in ei­nen unbewußten Perfektionszwang bei gleichzeitigem Über­forderungsgefühl umschlagen. Über-

große Vorsicht ruft dann Pessimismus und das Streben nach guter Leistung Angst vor einem Versagen hervor. So fühlt sich der typische Horn­beam­-­Mensch durch sein tägliches Leben oder durch be­stimmte, unumgängliche Aufgaben überfordert (ist es im Grunde aber nicht). Er ist pessimistisch, sieht sich schon morgens einem Berg gegenüber, von dem er nicht weiß, wie er ihn bewältigen soll. Typische Varianten hiervon sind der »Morgen-

muffel« oder die Montagsdepression. Auffallend an diesem Zustand ist aber, daß er haupt-sächlich geistiger Na­tur ist; das Gefühl der Überforderung ist nicht sachlich be­gründet, sondern wird durch pessimistische Erwar-tungen aus­gelöst und bedeutet, daß der Hombeam-Mensch sich »vor­sichtshalber« auf einen Mißerfolg einstellt. Auf ihn trifft das Wort zu: »Der Mensch wächst mit seinen Aufgaben«, denn er pflegt, wenn er gefordert wird, wider Erwarten gute Leistungen zu erbringen. Sein Problem ist aber, daß er trotz seiner täglichen Erfolgser-lebnisse immer wieder unter Über­forderungsgefühlen leidet und sich schon beim bloßen Ge­danken an das, was auf ihn zukommt, erschöpft fühlt. Ob­wohl er am liebsten gleich aufgeben würde, macht er sich dann doch seuf-

zend an die Arbeit – wahrscheinlich, weil er insgeheim weiß, daß alles gar nicht so schlimm ist – und wird paradoxerweise mit zunehmendem Einsatz immer ak­tiver und leistungsfähiger.

 

Dieses Phänomen kann man gelegentlich auch bei Men­schen mit schlechtem Kreislauf beobachten: je mehr sie sich bewegen und belasten, desto besser geht es ihnen.

 

Wirkungsrichtung der Hornbeam-Essenz

Hornbeam ist das Mittel zur Bewältigung des täglichen Lebens. Es wirkt gegen Versagensängste, fördert einen gesunden Leistungswillen, verhilft zu einer positiveren, aktiveren Lebenseinstellung, zu mehr Unternehmungs-

lust und Selbstvertrauen. Dadurch kann es auch eine durch Überforderungsgefühle bedingte Flucht in die Krankheit verhindern. Hornbeam sollte bei morgendlicher Unlust ge­nommen werden, vor allem, wenn diese sich im Laufe des Tages abzubauen pflegt, sowie bei Schwächezuständen, die unter Bewegung oder Belastung verschwinden (Blutunter­suchung ist zu empfehlen).

 

Psychologisch-therapeutische Anmerkungen

Das Hornbeam-Syndrom entsteht aus dem Bedürfnis nach guten oder perfekten Leistungen, dessen Befriedi-

gung aber durch gleichzeitig vorhandene Selbstkritik und Vorsicht per­manent in Frage gestellt wird. Der Horn-

beam-Typ neigt dazu, die ihm gestellten Aufgaben zu über- und seine Leistungs­fähigkeit zu unterschätzen, was häufige, quälende Unzuläng­lichkeits- bzw. Überforderungsgefühle oder Versagensängste hervorruft. Daß diese nur subjektiv und eingebildet sind, zeigt sich, wenn er tatsächlich gefordert wird. Dann ist er nämlich allen Belastungen gewachsen.

 

Diese Fehleinschätzung entsteht immer dann, wenn er unter Umständen leben oder Aufgaben erfüllen muß, die ihm von Natur aus nicht liegen und denen er daher – wie er instinktiv fühlt – nicht wirklich gewachsen ist. Es ist ähnlich wie bei der Neigung, Schuldgefühle zu entwickeln. Auch sie entstehen aus dem instinktiven Wissen, daß man den (moralisch unter­legten) Forderungen seiner Umwelt nicht gerecht werden kann – dies ganz ein-

fach deshalb, weil sie einem von Natur aus nicht liegen und entsprechen. Während das Schuldgefühl (siehe Pine) sich auf den eher theoretischen, seelisch-geisti­gen Selbstwert bezieht, erstreckt sich das Unzulänglich-keits­gefühl von Hornbeam auf die praktische, körperlich-intellektu­elle Leistungsfähigkeit. Das Horn­beam-Ver-

halten ist mit sei­nen pessimistischen Erwartungen eigentlich eine Art Schutz- oder Abwehrreaktion, um erstens durch prophy­laktisches Unterlassen Mißerfolge zu verhindern und zweitens durch eine Art von passivem Streik die Aufgabenstellungen und Lebens­bedingungen zu verändern.

 

Man sollte sich durch die guten Leistungen, die der Horn­beam-Mensch aufweisen kann, wenn er gefordert wird, nicht täuschen lassen. Sie scheinen zwar zu beweisen, daß er kann, wenn er will, entsprechen aber nicht seinen wirklichen – durch falschen Einsatz jedoch verhinderten – Möglichkeiten. Die Tatsache, daß er immer wieder in Pessimismus verfällt, sollte klarmachen, daß er eine grundsätzliche Verbesserung seiner Lebensbedingungen braucht.

 

Dabei sind zwei Gesichtspunkte wichtig: erstens die Über­windung von eventuell vorhandenen, depressiv stimmenden Krankheiten (vor allem der Leber), zweitens die Änderung der objektiven Lebenssituation, das heißt Freude und Selbstver­wirklichung statt Pflicht und Zwang. Wenn der Hornbeam-Mensch (im Prinzip gilt dies für alle Menschen) entsprechend seinen persönlichen Möglichkeiten, Bedürfnissen und Wün­schen leben kann – was man auch Selbstverwirklichung nennt - so ist er leistungsfähig und optimistisch.

 

Vor allem Kinder, die Hornbeam-Zustände entwickeln, sollten auf einen Lebensweg geleitet werden, auf dem sie gedeihen können. Sonst werden sie wie Pflanzen, die in einem ungüns­tigen, rauhen Klima wachsen müssen: angepaßt, aber irgend­wie verkümmert.

 

Häufige Kombinationen mit anderen Mitteln

Centaury (17+4): Überforderungsgefühl durch Unselbständigkeit

Elm (17+11): Akute Leistungskrisen

Gentian (17+12): Pessimistisch und willensschwach

Larch (17+19): Überforderungsgefühl durch Mangel an Selbstvertrauen

Mimulus (17+20): Versagensängste

Wild Rose (17+37): Antriebslosigkeit durch Überforderungsgefühl