Nr. 22: Oak - Die Ausdauerblüte


Kraftformel:

Ich lasse locker.

Ich schaffe es leicht.

Ich fühle mich frei.


Kurze Charakteristik

Für Menschen, die nicht nach- oder aufgeben können.

 

Einsatzbereich

Zur Basisbehandlung bei: Starre, über­trie­bener Verantwortlichkeit, Kompromiß­losigkeit, Un­nach­gie­bigkeit, Pflichtzwang, Selbstauf­opferung, Ehrgeiz.  Alle krankhaften Störungen, die mit Unnachgiebigkeit oder Lei­stungszwang einhergehen oder davon ausgelöst wurden. Im täglichen Leben bei: Sturheit, Verbissenheit, Anspannung, Dauerstreß.

 

Ursprung und Bild des Oak-Syndroms

Die Anlage besteht in Willenskraft, Leistungs- und Durch­setzungs­drang.

 

Bei harmonischer Entwicklung entsteht daraus ein willens­starker Mensch, der Konzentrationsfähigkeit und Durch­haltevermögen besitzt. Er übernimmt gerne schwere Auf­gaben oder stellt sich Heraus­forderungen, weil er dabei sein großes Kraftpotential ausleben kann. In Notzeiten oder bei Krankheiten verliert er nicht die Hoffnung und hält noch durch, wenn andere längst aufgegeben haben. Dabei unter­nimmt er solange immer neue An-

strengungen, bis er Erfolg hat. Als Einzelgänger vollbringt er bewundernswerte Höchst­leistungen, und in sozial verantwortlicher Position ist er es, der die ganze Last trägt oder den Karren aus dem Dreck zieht. Er denkt nicht daran, sich zu schonen und hat die Gewohnheit, bis zum Letzten zu gehen. Hat er sich einmal ein Ziel gesetzt, so gibt er nicht auf, bis er es erreicht hat. Dabei handelt er aber nach dem Rezept aller Erfolgreichen, das darin besteht, sich nichts vorzunehmen, was man nicht auch erreichen kann. Da er seine Schwächen genau kennt, plant er sie bei allem, was er tut, umsichtig mit ein. So können sie ihm keinen Strich durch die Rechnung machen.

 

Unter ungünstigen Bedingungen entartet die große Durchset­zungskraft zu sturer Unnachgiebigkeit, die Stärke zu Starre, die Freude an der außergewöhnlichen Leistung zu krank­haf­tem Ehrgeiz. Dabei entsteht das Oak-Syn-

drom, das durch die Unfähigkeit, bei Überforderung auf- oder nachzugeben, ge­kennzeichnet ist. In diesem Zu-

stand gleicht der Oak-Mensch einem falsch abgeschossenen Pfeil, der nicht mehr ange­halten werden kann und solange fliegt, bis er zu Boden stürzt. Er kann trotz Erreichens der Zerreißgrenze seine Last nicht abwerfen, trotz Überforderung sich nicht aus einer Verant­wortung befreien, trotz erkennbarer Unerreichbarkeit einen Plan oder ein Ziel nicht aufgeben. Er verrennt, verbohrt sich, trotzt und verhärtet sich, will sich nicht eingestehen, daß er sich übernommen, verrechnet oder getäuscht hat. Es geht ihm nicht mehr um das sinnvolle Ziel, sondern nur noch um den bloßen Sieg, um das Gefühl, es doch noch geschafft zu haben, und zwar ohne Rücksicht auf Ver-

luste – zumindest aber darum, nicht aufgegeben zu haben. Das Oak-Syndrom kommt auch im täglichen Leben vor: wenn jemand sich derart in eine Arbeit verbeißt, daß er sich nicht mehr entspannen kann, wenn jemand seine Gesundheit im Hochleistungssport ruiniert, wenn jemand sich von einer Verantwortung nicht los­sagen kann, obwohl er ihr nicht gewachsen ist, wenn jemand seinen Leistungsdrang nicht zügeln kann, obwohl er dadurch unter gefährlichen Streß gerät.

 

Natürlich hat eine solche Einstellung auch schädliche Wirkun­gen auf den Körper, der dadurch in einen Dauer-

streß gerät. Typisch sind dabei Leber-Galle-Störungen,  Blutdruckerhöhung, Blutfetterhöhung, Schilddrüsen-störungen, Versteifung der Gelenke und rheumatische Beschwerden, Ver­lust der geistigen Beweglichkeit, Zähneknirschen oder kaputtgebissene Zähne.

 

Wirkungsrichtung der Oak-Essenz

Oak ist das Mittel gegen Unnachgiebigkeit und Starrsinn. Es macht nachgiebiger, flexibler und kompromiß-bereiter, baut Leistungs- und Verantwortungszwänge ab, fördert die Fähig­keit zur Schicksals­bejahung und bewirkt eine gewisse allgemeine Entspannung. Diese kann auch den Körper er­fassen und jene Störungen beheben, die mit zu starker, wi­llentlich nicht mehr aufhebbarer Anspannung einher­gehen. Dadurch wirkt Oak auch Degenerationen des Gefäßsystems und Bewegungsapparates entgegen und kann unter güns­tigen Um­ständen Bluthochdruck oder erhöhte Blutfettwerte senken.

 

Psychologisch-therapeutische Anmerkungen

Eine charakterliche Stärke wird dann zur Schwäche, wenn sie das richtige Maß oder ihre sinnvolle Beziehung verliert.

 

Beim Oak-Menschen läßt sich dies besonders deutlich be­obachten. Seine von Natur aus große Willenskraft, seine Ziel­strebigkeit und Durchsetzungsfähigkeit entarten zu Unbeug­samkeit, sturem, kompro­mißlosem Durchhaltezwang und geistiger Unbeweglichkeit, sobald sie einseitig übertrieben und aus dem harmonischen Zusammenspiel aller übrigen Persönlichkeitskomponenten herausgerissen werden.

 

Dies geschieht oft unter dem Einfluß egoistischer, ehrgeiziger Eltern oder Bezugspersonen, die den angebo-

renen Leistungs­willen und die Verantwortungsbereitschaft ihrer Oak-Kinder zu einseitig fördern, so daß diese sich zu Menschen ent­wickeln, die süchtig nach Erfolg sind, kein Gefühl für ihre eigenen Grenzen und kein Verständnis für die Relativität aller Dinge haben. Sie können nicht mehr erkennen, daß Leistung und Erfolg immer eine sinnvolle Vorgabe brauchen, um selbst einen Sinn zu haben, sie werden unfähig zuzugeben, daß auch sie nicht alles können, und gewöhnen sich an, ihre Ab­sichten mit sturer Gewalt und ohne Rücksicht auf sich selbst durchzusetzen. Nicht einmal an der Grenze ihrer Leistungs­fähigkeit können sie nachgeben oder von einem einmal ins Auge gefaßten Ziel ablassen. Ihre Ohnmacht einzugestehen, würde sie zu sehr frustrieren und ihr Selbstwertgefühl er­schüttern. Schicksal als etwas Geschicktes, Hinzunehmendes zu verstehen, widerspricht so sehr ihren Vorstellun­gen, daß sie sich eigentlich in einem permanenten Kampf damit be­finden und gerade dadurch den schweren Schicksalsschlag herausfordern, der sie endgültig in die Knie zwingt. Dann geht es ihnen wie jenen mächtigen, alten Bäumen, die dem Sturm unbewegt trotzen, bis er sie in ihrer Unbeugsam­keit eines Tages einfach zerbricht.

 

Ob ein Oak-Mensch, wenn er sich wieder einmal mit enormer Energie und Zähigkeit bis zur Leistungsgrenze in eine Auf­gabe verbissen hat, seine Anlage in einer für ihn sinnvollen Weise auslebt oder ob er ihr Sklave gewor-

den ist, kann der Außenstehende oft nur schwer beurteilen – vor allem, wenn er selbst anders veranlagt ist. Das entscheidende Kriterium be­steht, wie übrigens bei allen Menschen und in allen Situatio­nen, in der Frage, ob er dabei leidet oder nicht. Solange er bei seinem zähen Kampf »aus ganzem Herzen« seiner Natur folgt, empfindet er Lebensfreude.  Sobald er aber das richtige Maß verliert oder dabei andere, ihm ebenfalls wichtige Bedürf-

nisse unterdrückt, gerät er in einen inneren Konflikt. Das dann auftretende Leiden warnt ihn davor, so weiter zu machen. Allgemein gesprochen resul­tiert es aus der Unfähigkeit, sich zu entspannen. Er steht un­ter einem un-

unterbro­chenen, wenn auch selbstgeschaffenen Streß, der deshalb so schädlich ist, weil er dem Körper keine Möglichkeit gibt, sich zu regenerieren und entgiften.

 

Normalerweise mobilisiert der Organismus in der Streßphase alle Kräfte, um ein bestimmtes Ziel zu erreichen oder eine Gefahr abzuwenden, reduziert dabei aber alle Aufbau und Entgiftungs­funktionen auf ein Minimum, um diese später, wenn die Arbeit getan ist, nachzuholen. Während sich beim gesunden Menschen Anspannung und Entspannung in zeit­lich kurzen Rhythmen (zum Beispiel Tag und Nacht) abwechs­eln und in einem erträg-lichen Rahmen bleiben, fallen sie beim Streß besonders extrem aus – sowohl hinsichtlich ihrer Dauer als auch ihrer Intensität. Im gleichen Maße, wie alle Kraft beim Streß eingesetzt wird, wird die Regenerationsarbeit auf das kleinstmögliche Minimum reduziert; dafür ist diese, wenn die Entspannung einsetzt, besonders stark und wird von großerm Erschöpfung und intensiven Entgiftungssymptomen (die meistens als Krankheitssymptome fehlgedeutet werden) begleitet.

 

Der Oak-Mensch sollte versuchen, stets Herr seiner Energien zu bleiben, und sich immer fragen, ob das, wofür er sich ein­setzt, dies auch wert ist und ihm Freude macht. Sobald er da­runter zu leiden beginnt, was sich auch in den oben erwähn­ten körperlichen Störungen äußert, ist es Zeit, die Zügel lo­cke­rer zu lassen und alles etwas weniger ernst zu nehmen. Wichtig ist es für ihn vor allem, nicht einseitig zu werden und alle seine Bedürfnisse zu berücksichtigen.

 

Auch der typische Oak-Mensch hat meistens noch andere Anlagen und Interessen, die sich widersprechen können. Dann gilt es, um innere Konflikte zu vermeiden, einen ge­meinsamen Nenner, eine höhere Perspektive zu finden, in der sich seine Gesamtpersönlichkeit verwirklichen kann, oder – vorübergehend, aber ganz bewußt – sich auf das momentan wichtigste Bedürfnis zu beschränken.

 

Grundsätzlich soll ja alles, was wir unternehmen, unserer Lebensfreude dienen (welche Form sie auch immer haben mag). Andernfalls entstehen Leiden, Krankheit und Destruk­tivität, die wiederum unser ganzes Handeln und Leben be­einträchtigen. Ein gewisses spielerisches Element ist uner­läßlich, um das Leben von seiner besten Seite nehmen zu können, denn es ist in seiner ständigen Veränderlichkeit, Un­vorhersehbarkeit und Unbegreif-lichkeit selbst ein großes Spiel. Wenn wir »Ernst machen«, nehmen wir aus der Totalität der Lebenswirklichkeit einen bestimmten Aspekt heraus und stellen ihn über die restlichen. Er ist dann der Punkt, um den sich nach unserem Willen alles drehen soll. Damit aber be­schneiden wir das Leben und nehmen ihm seine Vielfältigkeit und Liebenswürdigkeit. Nicht umsonst heißt es: »tod-ernst« und » lebenslustig«. In diesem Sinne sollten sich Eltern davor hüten, ihre Kinder zu sehr auf Leistung und Ehrgeiz zu trim­men, denn sie werden dadurch zwar vielleicht erfolgreich, aber nicht glücklich.

 

Häufige Kombinationen mit anderen Mitteln

Cherry Plum (22+6): Durch Leistungsstreß an der emotionalen Zerreißgrenze

Chicory (22+8): Hartnäckig-aufdringliche Fürsorge oder Liebe

Elm (22+11): Überforderung durch Leistungszwang

Pine (22+24): Unnachgiebiger Perfektionismus

Rock Water (22+27): Selbstquälerischer Leistungszwang

Vervain (22+31): Streß durch Leistungszwang

Vine (22+32): Dogmatischer Leistungszwang

Water Violet (22+34): Einsamkeit durch Ehrgeiz

White Chestnut (22+35): Erfolgsorientiertes Zwangsdenken

Willow (22+38): Unerbittliche Rachsucht