Nr. 30: Sweet chestnut - Die Erlösungsblüte


Kraftformel:

Ich blicke auf.

Ich willige ein.

Ich lasse geschehen.


Kurze Charakteristik

Für Menschen, die absolut verzweifelt sind und vor dem totalen Zusam­men­bruch stehen.

 

Einsatzbereich

Zur Basisbehandlung bei: Verzweiflung, Ausweglosigkeit, Seelenqual, äußerster Depression, akuter Hoffnungs-losigkeit, extremen seelischen Leiden, seelischem oder körperlichem Zusammenbruch. Alle krankhaften Störun-

gen, die mit Verzweiflung einher­gehen oder davon ausgelöst wurden.  Im täglichen Leben wird es nur selten benötigt: wenn man plötzlich nicht mehr weiter weiß, bei innerer Total-Blockade.

 

Ursprung und Bild des Sweet Chestnut-Syndroms

Die Anlage besteht in großer innerer Stärke, Selbstverant­wortlichkeit und der Fähigkeit zu bewußtem Leiden.

Bei harmonischer Entwicklung entsteht daraus ein innerlich starker und autarker Mensch, der sich den Heraus-forderungen seines Lebens zu stellen pflegt. Er weicht Problemen nicht aus, sondern betrachtet sie als Chance zu persönlicher Be­währung und seelischem Wachstum. Er pflegt den bitteren Kelch, den ihm das Schicksal reicht, bis auf den letzten Trop­fen zu leeren, ohne in Hader zu verfallen oder daran zu zer­brechen; denn er wird von der Überzeugung getragen, daß jene Macht, die dem Menschen sein Leben gegeben hat, es gut mit ihm meint und daß auch die Schmerzen und Leiden, die sie ihm schickt, im Grunde seinem »Heil« dienen. Er weiß, daß keine Seele verlorengehen oder vernichtet werden kann und daß niemand eine schwerere Prüfung aufer-

legt bekommt, als er – wenn auch manchmal mit äußerstem Einsatz oder so­gar unter Verlust seines irdischen Lebens – bestehen kann.

 

Unter ungünstigen Umständen kann die innere Stärke des Sweet Chestnut-Menschen zu so sturer oder überheb-

licher Unbeugsamkeit entarten, daß er sich in einen Machtkampf mit seinem Schicksal verrennt. Da dieser Kampf aber niemals von ihm gewonnen werden kann, gerät er in seinem sinn­losen und hartnäckigen Wider-

stand gegen die Lebensrealität manchmal an die äußerste Grenze seiner seelischen und gei­stigen Kraft und verzweifelt. Ihm ist, als wäre er in eine Falle geraten, aus der es kein Entrinnen gibt, und er fühlt, daß sein nächster Schritt – falls er diesen überhaupt noch tun kann – unausweichlich in den Zusammenbruch oder die Zerstörung führen wird. Er kann nicht mehr denken, nicht mehr fühlen, nicht mehr handeln und wartet wie ein Bergsteiger, der sich – im direkten und übertragenen Sinne des Wortes – »verstie­gen« hat und für den es kein Vorwärts und kein Rückwärts mehr gibt, nur noch auf den endgültigen Absturz, auf das Ende, das er ganz vage als mögliche Erlösung empfindet.

 

Wirkungsrichtung der Sweet Chestnut-Essenz

Sweet Chestnut ist das Mittel gegen totale Verzweiflung. Es ist eine Art seelischer Weichmacher, der es den Betroffenen ermöglicht, ihren starren, in jeder Hinsicht blockierenden Widerstand und ihre Vorbehalte gegen-
über der Lebenswirk­lichkeit aufzugeben. Es gibt ihnen eine akzeptable Perspek­tive zum Weiterleben, läßt sie einen Ausweg aus der schein­bar verfahrenen Situation finden. Optimistischer, realistischer und menschlicher geworden, können sie Schwäche zulassen und sich vertrauensvoll in die Hand des Schicksals geben. Sweet Chestnut kann auch versucht werden, wenn der Körper in eine extreme Reaktionsstarre geraten ist.

 

Psychologisch-therapeutische Anmerkungen

Das Grundthema des Sweet Chestnut-Syndroms ist »bewuß­tes Leiden«. Dieses besteht allerdings nicht darin, sich selbst masochistisch Leiden zuzufügen oder vorhandenes Leiden willkürlich zu verstärken, sondern es bedeutet, sich darüber klar zu werden, daß man leidet, worunter man leidet und daß man daran nicht unschul-
dig ist. Vor dieser Einsicht scheuen die meisten Menschen zurück, denn sie würde ihnen die Ver­pflichtung auf-

erlegen, etwas gegen ihr Leid zu unternehmen, und es ihnen unmöglich machen, so zu tun, als könnten sie nichts dafür.

 

Man hat aber immer, entweder durch sein Handeln oder durch seine Einstellung, wesentlich zu seiner Misere beige­tragen. Im Prinzip entsteht Leiden dann, wenn wir uns gegen die Realität sträuben und die Dinge anders haben wollen, als sie tatsächlich sind. Wer es versteht, bewußt zu leiden, ver­hindert schweres Leiden, indem er seinem Schicksal mit Aufmerksamkeit und Gefühl begegnet, negative Entwick­lun­gen schon in den Anfängen korrigiert und Unerfreuliches kon­sequent bekämpft.

 

Unser Leben gleicht einer Linie, die in einer Art Zick-Zack-Be­wegung zwischen den verschiedenen, lebensbe-

stimmenden Polen verläuft. Denn unsere Psyche, die das innere Gleich­gewicht erhalten will, reagiert auf jede Abweichung vom per­sönlichen Idealzustand mit einer entsprechenden Gegen­be­wegung. Sie drängt uns nicht nur durch Frustrationen, die häufigen kleinen Unregelmäßigkeiten sogleich zu korrigieren, sondern treibt uns auch bei starken Entgleisungen in eine ent­sprechend extreme Gegenposition.

 

Bei Sweet Chestnut-Menschen geht es um den Gegensatz zwischen Stärke und Schwäche, Kämpfen und Nach-
geben. Sie stellen sich normalerweise mutig ihren Problemen, be­trachten diese als persönliche Bewährungs-proben und kämp­fen ernsthaft gegen die Widrigkeiten und Herausforderungen ihres Schicksals an. Manchmal gehen sie dabei zu weit und vergessen, daß das Schicksal sie, wie ein gutmütiger Vater sein Kind, nur spiele-
risch zum Kampf herausfordert, um ihre Kräfte und Fähigkeiten zu fördern. Wenn sie ihm dann allen Ernstes die Stirn zu bieten versuchen oder zu hartnäckig gegen eine unabänderliche Realität opponieren, zeigt es ihnen, wer der Meister ist, verwandelt ihre überhebliche Stärke in äußerste Schwäche und treibt sie an die Grenze ihrer Leidensfähigkeit.

 

Instinktiv ahnend, daß sie diesen Zustand mehr oder weniger absichtlich herbeigeführt haben, sagen die Leute dann: »Der will es wissen!«. Tatsächlich steht hinter ihrer Haltung eine suchende Frage. Sie lautet: »Wer bist du, Gott? Ich fordere dich heraus, damit du dich mir zu erkennen gibst!« Diese Frage ist für Menschen mit der Sweet Chestnut-Mentalität, die ihr Leben stets »im Griff« haben, deshalb so dringend, weil sie das elementare Gefühl dafür verloren haben, daß sie nur Geschöpfe und schwache Menschen sind.

 

Anders ausgedrückt: je stärker und unbeugsamer sich jemand gebärdet, je trotziger er sich weigert, das, was ihm geschickt ist, anzunehmen, desto tiefer zwingt ihn seine Seele, um das innere Gleichgewicht zu erhalten, in die Knie und treibt ihn an jene äußerste Grenze, an der ihm wieder seine menschliche Kleinheit und Schwäche be-

wußt werden. Dann erkennt er in der Ausweglosigkeit und Verzweiflung des Sweet Chestnut-Syndroms endlich wieder die Existenz »Gottes« – und dies oft so absolut, daß er nicht einmal mehr zu bitten und beten ver­mag. Sogar unfähig, sich selbst das Leben zu nehmen, fühlt er sein bedingungsloses Ausgeliefertsein, seine absolute Nichtigkeit. Erlösung daraus besteht dann nur in Tod oder Läuterung.

 

In diesen irrationalen Zustand kann im Prinzip unter extremen Bedingungen jeder Mensch kommen; bevorzugt tritt er aller­dings bei Menschen mit der beschriebenen Anlage auf. Wenn er eingetreten ist, helfen vernünftige Worte nicht viel, weil er mit infantiler Hilflosigkeit einhergeht. Höchstens mit Medika­menten (Bach-Blüten und Homöopathie) ist unter günstigen Bedingungen eine schnelle Besserung zu erreichen; andern­falls muß man – schützend – abwarten, bis die Psyche wieder in den Normalzustand zurückgefunden hat.

 

Dem Sweet Chestnut-Syndrom kann man vorbeugen, wenn man die warnenden Hinweise ernst nimmt, die die Seele in Form von kleinen, frustrierenden Verlusten oder Niederlagen gibt, und mit ihrer Hilfe die innere Haltung oder die äußeren Umstände korrigiert. Man kann Flexibilität erlernen, wenn sich Pläne als unreali-sierbar erweisen, Nachgiebigkeit, wenn man seinen Willen nicht durchsetzen kann, Schicksalsakzeptanz, wenn es einem schlecht geht, und Gotteserkenntnis, wenn man am Boden liegt.

 

Häufige Kombinationen mit anderen Mitteln

Cherry Plum (6+30): Verzweiflung durch Emotionsstreit

Elm (11+30): Verzweiflung durch Überforderung

Gorse (13+30): Absolut hoffnungslose Verzweiflung

Rock Rose (26+30): Verzweiflung aus panischer Angst

Star of Bethlehem (29+30): Verzweiflung durch seelische Erschütterung